Im bundesweiten Vergleich sind in Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich viele Hausärzt*innenstellen unbesetzt. Gerade für ein Flächenland könnte daher, so die weit verbreitete Meinung, die Landarztquote ein anscheinend notwendiger Schritt sein. Für Landtagskandidat Kemal Gülcehre ist das jedoch kein Allheilmittel. Der 51jährige Linken-Politiker führt in einer Pressemitteilung seiner Partei einige Punkte auf, die ihm Bauchschmerzen bereiten:
„Die Landarztquote lindert meiner Meinung nach bestenfalls die Symptome, bekämpft die eigentliche Ursache jedoch nicht. Sich als Allgemeinmediziner*in auf dem Land niederzulassen bzw. eine Praxis zu übernehmen, bedeutet meist auch einen eigenen Betrieb zu führen. Für viele scheint da ein Angestelltenverhältnis attraktiver zu sein. Auch frage ich mich, ob man seinen Job mit Leidenschaft wahrnehmen kann, wenn man diesen nur aus einer Verpflichtung im Zusammenhang mit der Zulassung und Finanzierung des Studiums ausübt. Davon abgesehen ist der Deal für die Reichen mal wieder nicht bindend. Wer die Vertragsstrafe in Kauf nehmen kann, kann sich quasi freikaufen.“
Vor dem Hintergrund, dass ein Medizinstudium im Rahmen der Landarztquote auch ohne Einser-Abitur möglich ist, stellt Gülcehre die Zulassungsvoraussetzungen für das Studium generell in Frage. „Mich interessiert nicht, ob mein Arzt ein Einser-Abitur hat. Viel wichtiger sind mir doch Kompetenz, Empathie und Einsatz für die Patient*innen“, führt der Linken-Politiker weiter aus. Aus seiner Sicht sollte der Notendurchschnitt für die Vergabe eines Studienplatzes nur eine untergeordnete Rolle spielen, vielmehr sei die Zahl der Medizinstudienplätze noch einmal deutlich zu erhöhen. Um eine flächendeckende, ambulante Versorgung zu gewährleisten, plädiert Gülcehre auch für ein landesweites Netz aus Gesundheitszentren mit angestellten Mediziner*innen, ähnlich dem Konzept der Polikliniken.